Dienstag, 26. März 2013

Interview mit Thorsten Wieser ("Akthelia")



"Jeffrey Cornelius wurde ausgewählt, als erster Mensch seinen Fuß auf einen Exo-Planeten zu setzen, auf dem es vermutlich außerirdisches Leben gibt. Eine große Ehre für den von Gedächtnislücken geplagten Astronauten, oder eine üble Mission, auf der er nur als Versuchskaninchen mißbraucht wird? ..."

Im November ging der erste Teil von Thorsten Wiesers Sci-Fi Graphic Novel mit Steampunk Touch online, Ende Januar folgte die Fortsetzung The Steam above Akthelia 2 - und mit der Story landete Thorsten Wieser im März-Wettbewerb ganz oben auf dem ersten Platz.

Wie immer wollten wir mehr zu den Gewinner-Comics wissen, und haben Thorsten Wieser zu der Geschichte hinter den gezeichneten Akthelia-Story befragt:
 

Bisher bist du bei myComics vor allem durch deine Cartoon-Serie „Klein-Lena“ bekannt, die schon lange läuft. Und von Cartoon zu Science Fiction ist es ja ein ganz schöner Sprung, der dir mit Akthelia aus dem Stand gelungen ist. Wie kam der zu dem Schritt von Cartoon zu Science Fiction?

Na ja, so ganz stimmt das nicht. Die Geschichten "Endzeit", "Ette - Biss(e) zum Erwachen" und "Galatea" (erschienen im Band "Piraten und Seemannsgarn" bei Undergroundcomix.de) waren ja auch schon stilistisch sehr verschieden von "Klein-Lena". Also zumindest realistischer gezeichnet - keine Knollennasen.
Seite aus "Galatea"
"Akthelia" ist allerdings ernster, bei den genannten Geschichten stand noch der Humor im Vordergrund. Das heißt, bei Galatea handelt sich eher um ein Piraten-Märchen. Die Story war auch schon keine reine Parodie mehr.




Mit "Klein-Lena" hatte ich mir über Jahre (die Serie hatte ich ja 2005 schon begonnen, die Figur sogar bereits 2000 erfunden) ein etwas enges Korsett angelegt. Da ich vom reinen Funny bis zur düsteren Graphic-Novel so ziemlich alles lese, was das Medium hergibt, war eigentlich schon immer für mich klar, mal einen neuen Stil zu versuchen.

Von "Klein-Lena" soll es irgendwann auch wieder was geben. Die Figur ist mir doch ziemlich ans Herz gewachsen. Dauert aber noch. Mal seh'n.

Gab es Vorläufer zu Akthelia, oder ist das tatsächlich deine erste SciFi Story? Und woher kam die Idee zu der Story? 

Es gab schon mal ne Science-Fiction-Story von mir. "Little Loplop (in) Die versteckte Schüssel". Little Loplop ist der (große) Bruder von Klein-Lena, Klein-Lena also quasi ein Spin-Off der Geschichten um Loplop. Die Story war natürlich völlig hanebüchen und nur auf Lacher ausgerichtet.

Aus: "Die versteckte Schüssel"
Die Idee, eine einigermaßen realistische Science-Fiction-Story um die Reise zu einen bewohnten Planeten zu kreieren, hatte ich schon lange im Kopf - wie ein Film. Also zumindest die Grundidee, daraus eine Art Robinsonade zu machen. Was könnte wohl faszinierender sein. Die Vorgeschichte (die mit den 3. Kapitel nun beendet ist) hab ich dann erst nach der Entscheidung entwickelt, daraus einen langen Mehrteiler zu machen.

Ich war zwar immer ziemlich schlecht in Physik (wie wohl viele Zeichner), aber Astrophysik ist eins meiner liebsten Steckenpferde. Wenn im TV was über das Universum, Raumfahrt und dergleichen läuft, guck ich das immer mit großen Augen. Sehr phantasieanregend.

Woran arbeitest du gerade?

Natürlich an "The Steam above Akthelia". Mit dem vierten Kapitel beginnt Jeffrey nun tatsächlich das eigentliche Abenteuer. Man könnte auch sagen, der Horrortrip ... aber mehr verrate ich noch nicht.

Akthelia: "Faar above the moon..."
Dann bin ich redaktionell und auch als Zeichner und Autor bei der U-Comix-Relaunch mit an Bord. Steff Murschetz bereitet gerade die zweite Ausgabe vor. Das heißt, da an die alte Nummerierung angeschlossen wird, wird es die Nr 183 sein.

Die wohl mit einiger Spannung erwartete Nummer 182 erscheint anlässlich des Gratis-Comic-Tages und kostet also nix. Man sollte am 11. Mai aber zusehen, dass man noch ein Heft erwischt.

Für U-Comix entstehen also neue Werke. Funnies, die sich zeichnerisch wieder eher an franco-belgischen Vorbildern orientieren.

Dann gibt es noch Ideen für zwei längere Klein-Lena-Geschichten. Aber wie gesagt, das dauert noch.

Wann hast du mit dem Comiczeichnen angefangen, und wie kamst du dazu?

Gezeichnet hab ich immer. Als Kind vor allem selbst erdachte Comicfiguren. Auch bereits ganze Geschichten, von denen aber leider kaum etwas übrig geblieben ist. Ich hatte einen Großteil bei einem Freund im Schuppen deponiert, das sollte unser Verlagsgebäude sein, war so eine Art Spiel. Dann kam seine Oma und suchte Brennmaterial für den Ofen... :(

In den frühen Neunzigern hab ich mich dann vor allem mit Musik und Ölmalerei beschäftigt. 1996, in einer Zeit einer persönlichen Krise, hab ich wieder den Comics gewidmet und da auch die ersten einigermaßen professionellen Sachen hingekriegt. Mit dem Malen hab dann 2006 auch wieder begonnen. Ich investier aber weitaus mehr Zeit in meine Comics.

Webseite Thorsten Wieser

Wie sieht ein normaler Wochentag bei dir aus? Wie viel Zeit verbringst du mit Zeichnen?

Das ist ganz unterschiedlich. Es gibt Tage da rühr ich kein Stift an und es ist auch ok. Das ist aber sehr selten.  Vor ein paar Tagen hab ich etwa 12 Stunden fast durchgängig an einem Comic gearbeitet.

Das erste Comicheft, das du dir selbst gekauft hast, war:

Das kann ich wirklich nicht mehr sagen. Vermutlich ein Zack- oder YPS-Heft. Vielleicht auch "Clever und Smart" oder MAD. Einer der ersten Comics, der mich richtig beeindruckt hat, so als Kind, war "Go West - Die Abenteuer des Barnaby Bumper" von Derib und Greg. Eine herrlich gezeichnete und erzählte Westerngeschichte auf fast 100 Seiten.

Wenn du dich für eine Woche in eine Comicfigur verwandeln könntest, wer würdest du dann sein?

Hmmm ... vielleicht Homer Simpson. Während der Arbeit ißt er eigentlich nur Donuts oder pennt, seine Frau, hält zu ihm, egal, was er anstellt und im Weltall war er ja auch schon. ... nur dieser Junge!!!

Thorsten Wieser 

Was sind Deine aktuellen Favoriten auf myComics?

Natürlich empfehle ich alles, was die Mitstreiter von Undergroundcomix.de produzieren. Elbe-Billy macht durchweg gute Stories im guten, alten E-C.-Stil und Flauteboy ist ja ebenfalls im Si-Fi-Genre tätig. An Stephan Probst gefällt mir der flotte, ganz eigene Strich und von Steff Murschetz hat mich "Mein Gott ist stark" besonders angesprochen (Hoffentlich gehts irgendwann weiter).

"Hipsters" von Adrian vom Baur find ich ne richtig gute Nerd-Fortsetzungsgeschichte. "Schisslaweng" von Marvin Clifford ist vor allem zeichnerisch immer top. Frank Tönsings "Mondkind" find ich grafisch sehr gelungen und schön flüssig erzählt. Und "Clarissa" von Daniel Haas und Michelinki nicht zu vergessen. Die Frauen aus der Feder von Daniel sind wirklich immer sehr ansprechend gezeichnet.

Danke für das Interview!

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Weitere Links + Interviews:


Thorsten Wieser bei myComics:
Akthelia, Klein-Lena, Ette,... 

Thorsten Wieser im Web:
www.Wieser-Comics

Weitere Interviews mit myComics-Wettbewerb Gewinnern gibt es hier: myComics-Interviews

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