Montag, 31. Januar 2011

Interview mit Jeff Chi ("Eckbert Fieberkraut")



Nachdem es im Comic-Wettbewerb vor allem um die Comics selbst geht, wollten wir nun nach Abschluß des Januar-Wettbewerbs wissen, wer hinter den 3 Gewinner-Charakteren "Eckbert Fieberkraut", "Aphrodyle" und dem "kleinen Comic-Killer" steckt, und haben die Teilnehmer befragt.

Zum Start gibt es das Interview mit Jeff Chi, der mit dem autobiografischen Comic "Eckbert Fieberkraut" den ersten Platz erreichte.


Woher kam die Idee zu „Eckbert Fieberkraut“?
Jeff: Den Comic erstellte ich im Dezember 2009 als ich fast 17 Jahre alt war.
Zu der Zeit ging es mir, pubertär bedingt, sehr dreckig, weil ich zum Beispiel den Alkohol ablehnte und mich deshalb auch am Wochenende oft selber isoliert habe.
Das Problem war mir irgendwann zu doof, weil ich gesehen habe, dass ich es übertreibe und mich generell vor Kontakt verstecke.
Um das zu verarbeiten, wollte ich einen Comic zeichnen.
Weil ich sowieso eher der autobiographische Typ bin, die Geschichte aber zeitloser und allgemeingültiger sein sollte, erfand ich den Charakter Eckbert Fieberkraut.
Dieser war und ist zugleich Sprechrohr als auch eine Karikatur meiner selbst.
Fertig war das ganze dann nach 2 Tagen mit Arbeitsmethoden, bei denen sich mir heute die Haare sträuben würden, aber auch Qualität, die ich so oft nicht mehr erreicht habe.

Wann hast du mit dem Comicschreiben und Zeichnen angefangen, und wie kamst du dazu?
Jeff: Wie die meisten Comiczeichner kritzele ich schon seit meiner Kindheit.
Dass Kunst im Endeffekt das ist, was ich am besten kann, erkannte ich irgendwann in der 10. Klasse mit 15 Jahren. Danach beschäftigte ich mich auch mehr mit Kunst an sich und stieß irgendwie im Internet auf die autobiographischen, modernen deutschen Comics.
(Das war übrigens das Thema meiner Facharbeit in der 12. Klasse.) Wirklich begeistert hat mich gleich am Anfang einer der wohl populärsten und qualitativ hochwertigsten jungen deutschen Zeichner, der Flix. Die Idee des Comic-Tagebuches fand ich toll.
Darauf gekommen selber aktiv Comics zu zeichnen bin ich, als ich dann Leo Leowalds Zwarwald fand, einen Blog der zeichnerisch total locker und kreativ geführt ist und dennoch inhaltlich und künstlerisch sehr viel bietet.

Das erste Comicheft, das du dir selbst gekauft hast, war:
Jeff: Mawils "Meister Lampe". Vielleicht nicht das repräsentativste Werk des Berliner Künstlers, aber auf jeden Fall das billigste für einen 16jährigen beim ersten Besuch im Comicgeschäft. Mit Flix' "Held" folgte der Grundstein meiner Sammlung und meiner eigenen Kunst.

Woran arbeitest du gerade?
Jeff: Seit drei Jahren führe ich den Comicblog "Spinken & Turmina".
Ich gebe gerne damit an, dass dies der aufwändigste Comicblog im Internet sei, da ich jeden Tag ohne Ausnahme und meistens in Farbe veröffentliche, was oftmals zwei Stunden dauert.



Natürlich stimmt das wahrscheinlich nicht, aber ich ackere mir doch schon sehr die Finger wund dafür um meinen Lesern jeden Tag etwas interessantes zu bieten.
Toll angefangen hat mein Jahr 2011 auch als mein Kollege Tim Gaedke mich dazu eingeladen hat bei der diesjährigen Ausgabe von "Jazam!", der großen Comicanthalogie mitzumachen.
Heimlich feile ich an einem ersten Printprojekt namens "Leute, die ich nicht kenne", dessen Episoden es auch hier auf mycomics.de zu lesen gibt. Das ist ein autobiographisches Projekt über die vielen Leute, die man in seinem Leben trifft und wieder vergisst.
Ich gehe das aber eher langsam an, da ich ja vor einer Woche erst 18 geworden bin. Wenn ich mit der Schule fertig bin, gucke ich mal, wie es damit weiter geht.

Wenn du dich für eine Wochen in eine Comicfigur verwandeln könntest, wer würdest du dann sein?
Jeff: Lucky Luke, der Mann, der Schneller schießt, als sein Schatten. Auch meine Generation hat noch Morris, Goscinny und Uderzo gelesen. Lucky Lukes Charakter ist toll, vor allem, seitdem er das Rauchen aufgegeben hat. Seine Lässigkeit und Bescheidenheit in Zusammenhang mit seinen übermenschlichen Schützen-Fähigkeiten ist super. Ich rede jetzt über ihn wie über eine literarische Figur von Bertold Brecht, aber er ist schon ein cooler Typ.
Wer will nicht mal lässig als "poor, lonesome Cowboy" in den Sonnenuntergang reiten.

Danke für das Interview!
+ noch ein Link: mehr von Jeff Chi auf myComics.de (Melancholy Hill, Spinken & Turmina..)

Nächste Woche folgt das Interview mit tigermuse, der mit "Aphrodyle - SF" auf Platz 2 im Wettbewerb kam.

Freitag, 28. Januar 2011

True Grit Comic - exklusiv auf myComics!

Weniger als einen Monat vor dem Kinostart der Coen Brüder Neuverfilmung von "True Grit", hat Paramount und Glass Eye Inc einen auf dem Film basierenden Comic veröffentlicht, der von Christian Wildgoose gezeichnet wurde, und von einer entscheidenden Szene aus dem Film inspiriert ist.

Der Comic ist momentan im deutschsprachigen Raum exklusiv bei Mycomics.de online: True Grit Dime Novel - Heimtückisches Verbrechen

True Grit basiert auf einer Romanvorlage von Charles Portis, die 1969 bereits als "Der Marshall" mit John Wayne verfilmt wurde, der damit einen Oscar gewann. Im Gegensatz zur Erstverfilmung liegt der Fokus bei "True Grit" auf der Figur von Mattie Ross - dem jungen Mädchen, das den Mord ihres Vaters rächen will.

Da Mattie keine Hilfe von den Behörden bekommt, will sie den Mörder mit Hilfe des trinkenden, unberechenbaren Marshalls Rueben J. Cogburn und des selbstsüchtigen Texas Ranger LaBeouf zur Strecke bringen.

Der Comic ergänzt den Film - er spielt im Gerichtssaal, und zeigt die Vorgeschichte der Handlung aus der Perspektive von Marshall Cogburn.

Links:
Comic: True Grit Dime Novel - Heimtückisches Verbrechen
Offizielle Filmseite: True Grit - Der Film

Mittwoch, 26. Januar 2011

myComics-Wettbewerb: Gewinner








Gratulation! Die Gewinner des Januar-Wettbewerbs stehen jetzt fest, und so unterschiedlich sie auch vom Charakter sind, sie sind diesmal alle schwarz/weiß:

Platz 1: "Eckbert Fieberkraut" von Jeff Chi

Platz 2: "Aphrodyle - SF" von tigermuse

Platz 3: "Der kleine Comic-Killer und die Frauen" - von Stephan Probst

Glückwunsch - und Danke an alle, die mitgevotet haben!

Hier der Gesamtüberblick mit allen teilnehmenden Comics: Januar-Wettbewerb

myComics Newsletter

Neue Comics im Überblick:
- The Boys 6
- Vertigo Select: Vamps
- Franka 10

User-Comic Tipps:
- Hard Shapes
- Aphrodyle - Defining Art

Plus:
Coole neue myComics-App: Whooom!

...das alles gibt es im myComics Newsletter Januar 2011.

Um den Newsletter in Zukunft automatisch per Mail zu erhalten, einfach auf myComics.de unter "Newsletter" (in der rechten Leiste unter den Comic-Tags) auf "abonnieren" klicken.

Frühere Ausgaben des Newsletters finden sich im Newsletter-Archiv.

Dienstag, 25. Januar 2011

Marvel-Helden im Tron-Design



Zum Start des Kino-Blockbusters TRON gibt es fünf MARVEL-Serien von Panini Comics mit TRON-Variants


Seit letztem Jahr ist der US-Comic-Verlag MARVEL ein Teil der Disney-Familie. Bislang hatte das für die Fans des MARVEL Comic-Universums eigentlich keine erkennbaren Auswirkungen, doch nun dürfen sich vor allem Sammler über die Unternehmens-Bande freuen. Dank derer erscheinen nämlich auch in Deutschland, parallel zum Start des Disney-Kino-Blockbusters TRON, fünf der Top-MARVEL-Serien mit exklusiven Variant-Covern im TRON-Design!

Comic-Fans und -Sammler sollten sich schon mal auf die Pirsch nach den Kleinoden begeben, die zum Teil sogar limitiert und ausschließlich über den Comic-Fachhandel zu bekommen sind, denn die Nachfrage nach den schick gestalteten Variant-Covern dürfte recht groß sein.

Im Einzelnen erscheinen folgende Hefte im TRON-Gewand:

Bereits erschienen
Iron Man #6 (Preis: 14,95 €)
Spider-Man #81 (Preis: 3,95 €)

Erscheint heute (25. Januar)
Thor #8 (Preis: 29,00 € / limitiert auf 222 Exemplare)
X-Men #121 (Preis: 5,95 €).

Erscheint am 8. Februar
Spider-Man & die neuen Rächer #35 (Preis: 3,95 €)

Montag, 24. Januar 2011

Whooom! bringt Eure Comics auf das iPad!



Seit es das iPad gibt, gehen bei uns immer wieder Fragen nach einer Comic-App ein. Und natürlich wollen wir für Euch auch in diesem neuen Bereich der digitalen Medien gleich mit dabei sein. Zusammen mit einer Partnerfirma sind wir dabei, eine App auf die Beine zu stellen, und zwar:

Whooom!

Genau, mit "!" - Whooom! wird Eure Comics aufs iPad bringen, und nicht nur das. Whooom! wird die Comics auch für andere e-Reader kompatibel machen, so dass sie zusätzlich zum iPad auch auf Tablet-PCs und auf dem Windows Phone abspielbar sind.

Das Ganze wird natürlich - genau wie myComics.de kostenlos sein.

Weitere Infos
Wie das dann genau aussieht und funktioniert, darüber werden wir hier im Blog im nächsten Whooom!-Beitrag berichten, bei dem es dann wahrscheinlich auch bereits die ersten Bilder der Comic-App gibt.

Whooom!-Newsletter
Ihr könnt Euch auch beim Whooom!-Newsletter anmelden, um so direkt informiert zu werden, wenn es Neuigkeiten zum App gibt.

Nutzungsbedingung
Um den Zugang für Eure Comics auch über iPad und andere e-Reader möglich zu machen, haben wir den folgenden Abschnitt der Nutzungsbedingungen aktualisiert:

"Mit der Zusendung von Informationen und Materialien, insbesondere durch die Zusendung von Comics von dir, gewährst du myComics.de das widerrufliche und beschränkte Recht, diese Informationen, Materialien und Comics auf dieser Website und innerhalb der Publishing-Plattform „Whooom!“, insbesondere in deren Comic-Readern für iOS, Android, Windows Phone und im Internet sowie in zugehörigen digitalen Katalogen zu veröffentlichen.

Wichtig: myComics.de erwirbt von dir keine weitergehenden Nutzungsrechte, sondern nur das Recht die Comics wie oben beschrieben zu veröffentlichen; auch dies jederzeit widerruflich. Durch deinen schriftlichen Widerruf gegenüber myComics.de (Email reicht) fallen die myComics.de eingeräumten Rechte sämtlich wieder an dich zurück.

In jedem Fall werden wir deinen Namen nur dann veröffentlichen und die Information, dass Material von dir bereitgestellt wurde, nur dann weiterleiten, wenn a) du uns erlaubt hast, deinen Namen zu benutzen, b) wir dich vorher über die Benutzung des Materials unter deinem Namen zu einem anderen Zweck (als dem des Einstellens deiner Informationen und Materialien wie oben beschrieben informiert haben, oder c) es das Gesetz verlangt."

(Link: Nutzungsbedingungen myComics, Abschnitt "Haftungsausschluss, Copyright und Nutzungsrechte")

Freitag, 21. Januar 2011

myComics Anzeigen-Wettbewerb

Gestalte die nächste Anzeigen-Kampagne für myComics.de und Gewinne 500,- Euro!!

Zum Start von myComics gab es eine Anzeigenkampagne, mit der in verschiedenen Magazinen und Webseiten geworben wurde - und die dann selbst heiß diskutiert wurde. Einige Anzeigen sind links abgebildet, die Diskussion lief im Forum unter: "Was soll die S**-Fresse in eurer Werbung?!"
Und weil sie so schön umstritten waren: hier die gesammelten Motive der ersten Anzeigenkampagne im Überblick.

Jetzt steht die nächste myComics.de Anzeigen-Kampagne an - und nach dem Motto "Geteilte Freude, doppelte Freude" wollen wir alle, die sich für Comics interessieren, diesmal direkt sowohl an der Gestaltung als auch an der Auswahl der Anzeigen beteiligen.

Und so funktioniert es:
Teilnahme: Gestalte eine Anzeigen-Kampagne mit 4 verschiedenen Motiven für myComics.de im Format 170 x 130 mm. Deadline: 31. März.

Abstimmung: Ab April 2011 werden die besten Einsendungen auf myComics.de präsentiert und können von den Usern gewählt werden.

Der Hauptgewinn: Der Gewinner erhält 500,- Euro in bar. Unter den „Wählern“ verlosen wir außerdem jede Woche einen Einkaufsgutschein im Wert von € 30,- für www.paninicomics.de.

Weitere Infos zum Wettbewerb:
- myComics Anzeigenwettbewerb: Teilnahme + Abstimmung
- Teilnahmebedingungen myComics Anzeigenwettbewerb

Mittwoch, 19. Januar 2011

Countdown beim Wettbewerb



Endspurt beim Wettbewerb!

Der Countdown läuft: noch bis Donnerstag, 27.1. kannst du deine Favoriten im Wettbewerb unterstützen, und alle 24 Stunden eine Stimme abgeben.


Zur Zeit hält der autobiografische Comic Eckbert Fieberkraut von Jeff Chi die Spitze, gefolgt von Aphrodyle von tigermuse mit der Story "Science Fiction".

Auf Platz 3 folgt Der kleine Comic-Killer und die Frauen von Stephan Probst, und auf Platz 4 steht Der Rabe von Bertram Steidel und Petar Jekic.

Interessante Gemeinsamkeit der momentan vorne liegenden, aber vom Thema und Stil sehr unterschiedlichen Comics: alle sind in schwarz-weiß gehalten. Auf Platz 5 folgt mit Snack ein blutig-farbenfroher Comic von Chris Noeth. Wird auf jeden Fall spannend zu sehen, wer das Rennen macht, ob in Farbe oder s/w.

Hier direkt der Link: myComics.de Wettbewerb Januar 2010

Viel Spass beim Voten!
.

Montag, 17. Januar 2011

Comics: Rückblick 2010 + Vorschau 2011

Blick zurück nach vorn - Comic Nachlese 2010 und Vorschau 2011:

arte-clip: Comickultur 2010
"Ein kleiner Rückblick auf die Comicreportagen von Arte.tv in 2010." Zum Abschluß der Comicreportagen wird angekündigt, dass Arte.tv vom nächsten Comic-Festival in Angouleme am 28.01.2011 berichten wird (Festival Webseite)

Tagesspiegel-Umfrage: Comic-Favoriten 2010
Der Tagesspiegel hat im Dezember eine Leserumfrage gestartet: "Welches war für Sie der beste Comic, den Sie im zu Ende gehenden Jahr gelesen haben, und warum?"
Die gesammelten Antworten sind jetzt online. Der am häufigsten genannte Favorit war Faust von Flix. Insgesamt finden sich viele deutschsprachige Autoren und ihre Bücher: Berlinoir, drüben, Knallerts Tagebuch, Ruthe... Auch Webcomics sind in der Liste enthalten: Heldentage von Flix, und Questionable Content von Jeph Jacques.

Comic-Kinovorschau 2011
13-seitiger Comicfilm-Beitrag auf Digitalfernsehen: "Spezial: 2011 - Das Jahr der Comic-Verfilmungen" - mit Kick-Ass (inklusive Gespräch mit Romita über Unterschiede zwischen Comicvorlage und Film), und Infos zu Iron-Man 2 (Neue Waffen für den Weltfrieden..), The Green Hornet (bei dem der Dreh mit Hindernissen selbst eine Story ist) und Tim & Struppi: "Fast 30 Jahre später ist es nun soweit und der Meister des Blockbusters rollt quasi als zweites großes Abenteuerprojekt eine Kinoserie mit dem sympathischen Reporter und seinem kleinen Hund auf."
Das Spezial umfasst auch Kurzbeiträge zu Thor, Captain America: The First Avenger und Green Lantern - und einen Ausblick auf 2012, mit Superman: Man Of Steel" und "Batman 3" sowie Spider-Man 3D.

Comicgate: Faszination Comic 2010
Etwas zeitverzögert, dafür mit einem Blick hinter die Kulissen: der Comicgate-Messebericht vom Comiczentrum auf der Frankfurter Buchmesse. "Ironischerweise hat das Comic-Zentrum ausgerechnet in einer Zeit, in der dem Medium Comic erfreulich viel Aufmerksamkeit im Literaturbetrieb zuteil wird, mit Schwierigkeiten zu kämpfen. Die Problematik der hohen Standpreise in Kombination mit dem Verkaufsverbot von Mittwoch bis Samstag ist auch dem Organisator des Comic-Zentrums, Wolfgang "Wolle" Strzyz, bekannt, so dass es auf der diesjährigen Buchmesse ein Gespräch mit den Comicverlagen darüber gab, wie man zukünftig den Comicbereich angehen könnte."

Donnerstag, 13. Januar 2011

Das Leben als Comicautorin: Sarah Burrini

Um auch das Leben hinter den Comicfiguren zu zeigen, gibt es bei myComics eine Interviewreihe, in der verschiedene deutsche Comickünstler und Cartoonisten porträtiert werden. Diesmal im Gespräch: Sarah Burrini, Autorin der für den Sondermann nominierten Serie Das Leben ist kein Ponyhof.

Sarah Burrini ist ausgebildete Mediendesignerin und Trickfilmzeichner und arbeitet momentan als freiberufliche Comiczeichnerin und Illustratorin in Köln. Hin und wieder gibt sie auch Comic-Workshops, u.a. an der Comicademy.


Sarah Burrini

Hausbesuch bei Sarah Burrini

Hey, Sarah! Hast du heute schon was gezeichnet? Und wenn ja, was?
Ja, tatsächlich habe ich schon etwas gezeichnet. Allerdings keinen Ponyhof- Comic, sondern einen Comic für eine Broschüre über das Thema Pornografie im Schulunterricht. Also das, was man allgemein unter "Brotjob" versteht.

Obwohl es einige Frauen gibt, die sich im Comic-/Cartoonbusiness einen Namen gemacht haben, beschleicht einen das Gefühl, dass die Szene eine Männerdomäne ist. Stimmt das?
Ich erlebe das sehr unterschiedlich. Während im "klassischen" Comicbereich vielleicht nicht ganz so viele Frauen herumlaufen, gibt es mit dem Mangabereich eine wahre Flut an talentierten jungen Zeichnerinnen. Insofern hat sich das Bild schon sehr gewandelt.

Und wie fühlt man sich im „klassischen Bereich“ so als Frau unter den ganzen Kerlen?
Eine Frage, die zu so vielen flachen Witzen einlädt, darfst Du doch einer Comiczeichnerin nicht stellen! Scherz beiseite, ich bin mir da keiner Sonderstellung bewusst. Der größte Teil der Kollegen ist sehr umgänglich und ich freue mich jedes Mal wieder auf den ganzen Nerdhaufen zu treffen, wenn eine Messe ansteht. Natürlich gibt es auch Momente in denen sich die unterschiedlichen Geschlechter nicht so mit Respekt begegnen, aber das verbuche ich unter "idiotischer Einzelfall".


Sarah Burrini: "Nütellagirl"

Wie lange bist du schon zeichnenderweise unterwegs und was hat dich dazu gebracht, es professionell zu betreiben? Gab’s sozusagen eine Einstiegsdroge?
Auch meine Laufbahn als Zeichnerin wurde durch vollgekritzelte Schulhefte und eine niedrige Aufmerksamkeitsspanne begründet. Ich habe nie wirklich die bewusste Entscheidung getroffen Comics professionell zu machen. Wenn ich ehrlich bin, ist es einfach so passiert. Als ob ich keine andere Wahl gehabt hätte. Vor rund 10 Jahren, nach dem Abitur, habe ich dann konkret darauf hingearbeitet. Meine Einflüsse waren sehr verschieden. Es fing an mit den Lustigen Taschenbüchern und Asterix, ging weiter mit Yoko Tsuno und Gespenstergeschichten, von Dylan Dog zu Manara, dann zu Moebius usw. Zu sehen, dass man als einzelner Zeichner jede beliebige Welt entwerfen kann, war dann im Endeffekt vielleicht das, was mich dazu gebracht hat selber Comics zeichnen zu wollen.

Zeichner haben es nicht leicht hierzulande. Kannst du eigentlich von deinen Comics/Cartoons leben?
Ja, und ich glaube nach wie vor, dass das funktionieren kann. Natürlich ist es nie "ein Ponyhof", wenn man sich für einen kreativen Beruf entscheidet. Man muss auch Geschäftsmann sein. Es zählt nicht nur, ob man gut zeichnet, sondern auch, dass man mal vor die Türe geht und das den Leuten zeigt. Vielen Zeichnern fehlt es oft an Selbstbewusstsein, sie zweifeln ihre Arbeit an (was ja auch ein wichtiger Motor sein kann) und können sich vielleicht nicht so gut verkaufen. Ich schliesse mich da nicht aus. Ich kann zum Glück vom Comiczeichnen leben, da ich einen monatlichen Comic für das Comicmagazin "BENNI" gestalte und durch meine Webseite bekomme ich auch regelmäßig Anfragen für andere freiberufliche Comicjobs.


Webseite: SarahBurrini.de

Wie wichtig ist in diesem Zusammenhang das Medium Internet für dich?
Sehr sehr SEHR wichtig. Wie sollen die Leute von meiner Arbeit erfahren? Ich kann mich auf den Dom stellen und Handzettel runterschmeissen ODER ich kann eine Internetseite erstellen und dort meine Arbeiten präsentieren. Ist auch nicht ganz so zugig. Aber es reicht auch nicht unbedingt nur eine Seite zu erstellen, idealerweise sollte man diese auch mit regelmäßigen Neuigkeiten und Updates pflegen. Damit die Leser wiederkommen. Und die Auftraggeber. Durch meine Internetseite und der Mitgliedschaft in der Illustratorenorganisation inklusive Online- Portfolio melden sich schon öfters Leute, die einem Jobs anbieten. Sich auf den sogenannten sozialen Netzwerken und berufsspezifischen Foren herumzutreiben ist sicherlich auch nicht verkehrt. Es ist ja auch oft der Austausch mit gleichgesinnten Kollegen, der einen motiviert.

Das von dir genannte Projekt „Das Leben ist kein Ponyhof“ erscheint unter anderem auch online. Liegt die Zukunft des Comics im Internet?
Nö, glaube ich nicht. Ich denke, dass es auch weiterhin Comics in Printform geben wird. Als Webcomiczeichner wird man das oft gefragt, als ob es ein "entweder oder" geben müßte. Ich sehe keinen Grund weshalb es nicht digitale UND gedruckte Comics geben kann. Beide haben ihre Vor- und Nachteile, können aber im Endeffekt nur voneinander profitieren.

Comics im Internet lassen sich nicht „anfassen“. Könnte das nicht ein Problem sein, das es digitalen Comics auf ewig schwer macht?
Es schliesst sich nicht aus, dass man einen digitalen Comic auch mal druckt. Natürlich freue ich mich auch über die gesammelten Strips in Buchform. Ich kann es anfassen und es aus Versehen beim Lesen in die Badewanne fallen lassen, ohne dass ich über das kaputte 500 Euro teure iPad weine. Ausserdem mag man als Leser ja nicht, nur das haptische Gefühl, sondern auch das schöne Gefühl etwas zu "besitzen". Ich kann das absolut nachvollziehen. Der digitale Comic bietet dafür viele Freiheiten. Es gibt keine Druckkosten und man ist inhaltlich unabhängig. Dadurch können jenseits der Verlagspolitik interessante neue Inhalte entstehen und ganz einfach eine große Masse an Lesern erreichen.

Es heißt, „Ponyhof“ trage semiautobiografische Züge. Du hast also einen ehrgeizigen Elefanten, einen durchgeknallten Pilz und ein vorbestraftes Pony in deiner näheren Umgebung?
Ja. Wieso?


(Aus: Das Leben ist kein Ponyhof. Klicken, um kompletten Comic-Strip zu lesen)

Wie viel Sarah steckt wirklich in Sarah?
Erst mal jede Menge. Die Charakterzüge, die in der Comic-Sarah stecken, gehören auch zur realen Sarah. Was die Erlebnisse angeht, ist das sehr unterschiedlich. Ein paar Strips stammen direkt aus meiner näheren Erlebniswelt und sind vom Alltag inspiriert. Da ein Comiczeichner aber nicht unbedingt Indiana Jones ist, erfinde ich auch oft Sachen wie z.B. Ausflüge in die Welt des Blind- Datings oder die Rettung eines neurotischen Elefanten aus dem Kölner Zoo. Sozusagen, um die Spannung aufrecht zu erhalten. Wäre alles autobiografisch wäre es ein Strip über eine Comiczeichnerin, die 10 Stunden am Zeichentisch sitzt und Comics zeichnet. Das ist auf Dauer vielleicht nicht so spannend.

Mit Ponyhof warst du dieses Jahr sogar für den Sondermann nominiert. Warum hast du nicht gewonnen?
Ganz klar, der Beetlebum hat sich durch seine Hackerkenntnisse auf den 1. Platz manipuliert! Kennt man ja, diese Computerfreaks!
Ähm, nee, der Beetlebum hat vollkommen gerechtfertigt gewonnen. Seine Comics sind toll und nutzen das "Web" im Begriff "Webcomic" perfekt aus. Seine Abertausende von Lesern hat er nicht umsonst. Das war uns Nominierten ehrlich von vorneherein klar, dass er gewinnen wird. Deswegen war das überhaupt nicht dramatisch und wir kloppen uns auch nicht.

Wenn du semiautobiografisches in deinen Ponyhof-Comics verarbeitest, ist eine Ideenfundstelle ja schon mal klar umrissen, wie, wo und durch wen oder was lässt du dich denn sonst noch so inspirieren?
Es ist immer ganz praktisch sich an den Neuigkeiten des Tages oder einem gerade aktuellen Thema orientieren zu kommen. Das heißt zwar nicht unbedingt, dass ich jetzt Comics zum Thema "Irakkrieg" machen muss, aber wenn gerade zum Beispiel die Integrationsdebatte aktuell ist, fällt mir dazu vielleicht auch etwas ein. Oder einen Comic zum Thema Weihnachten, Ostern oder Karneval. Ansonsten hilft es mir die ganz normalen alltäglichen Dinge durch die "Klamaukbrille" zu betrachten, dann inspiriert mich sogar nach eine ganz normale Fahrt in der Kölner Strassenbahn...

Und wie kommt man dabei auf sprechende Brüste?
Das ist ein Betriebsgeheimnis, das ich auch viele Jahre nach dem Erscheinen von "Silly&Cone" nicht lüften werde...



Gibt es Kollegen oder Kolleginnen aus der Szene, deren Kunst du besonders schätzt?
Da gibt es sogar einige. Zum Beispiel bewundere ich aus sehr vielen verschiedenen Gründen Jamie Hernandez mit seiner Serie "Love&Rockets". Ausserdem Jeff Smith, Mike Mignola, Sergio Aragonés, Brian Lee O'Malley, Manu Larcenet und noch viele viele andere mehr!

Was machst du, wenn du nicht zeichnest?
Ich bin großer Freund der Unterhaltungselektronik und sitze demnach öfters vor meiner Playstation. Und damit ich nicht deshalb irgendwann aussehe wie Ngumbe, gehe ich regelmäßig zu meinem südamerikanischen Tanzsportkurs. Ansonsten gehe ich natürlich auch gerne mit meinen nicht-imaginären Freunden weg. Und ich schaue mir sehr gerne andere Länder und Städte an!

Mal angenommen, eine Fee kommt vorbei und will dir nicht den obligatorischen Wunsch erfüllen, sondern dich in eine beliebige Comicfigur verwandeln. Wen würdest du wählen?
Ich würde den "Punisher" wählen und meine neue Erscheinungsform sofort für Honorarverhandlungen einsetzen.

Falls ein junger, begabter Mensch Lust verspürt, Comiczeichner zu werden, würdest du ihm eher zu- oder eher abraten?
Ich würde einem jungen, begabten Menschen immer dazu raten, versuchen das zu machen, was ihn glücklich macht. Ich würde das sogar älteren, nicht ganz so begabten Menschen raten.

Was könnte man dem Nachwuchs also empfehlen?
Ich würde mich erst einmal umfassend darüber informieren, was der Beruf Comiczeichner eigentlich bedeutet und mir die richtigen Fragen stellen. WARUM möchte ich überhaupt Comiczeichner werden? Möchte ich zeichnen, möchte ich Geschichten erzählen, möchte ich eventuell sogar beides? Was muß ich als Comiczeichner sowohl zeichnerisch, als auch inhaltlich drauf haben und wie kann ich das lernen? Wie sind die Chancen im Inland als Comiczeichner zu arbeiten und wie sind sie im Ausland?
Mir ist in Comiczeichenkursen, die ich gegeben habe, öfters aufgefallen, dass viele Teilnehmer eine vollkommen eigene Vorstellung vom Beruf Comiczeichner oder Mangaka hatten. Daher würde ich empfehlen auf Comicmessen zu gehen und sich mal mit den anwesenden Zeichnern zu unterhalten oder sie anzuschreiben und Fragen zu stellen.
Wenn man sich dann immer noch wirklich sicher ist, dass man das machen möchte, gibt es viele verschiedene Wege zum Comiczeichner-Dasein. Das reicht von einem Grafik-Design- Studium, einem Praktikum (z.B. in einem Trickfilmstudio), Besuch von Aktzeichenkursen, bis zur Erstellung eines eigenen Fanzines oder Webcomics.

Warum ist die Welt eigentlich kein Ponyhof?
Weil wir sonst alle andauernd nur Ponymist wegschaufeln müssten!

Danke für das Interview!

Mehr von und über Sarah Burrini, inklusive Ponyhof-Comics, und einen Überblick über aktuelle Projekte (wie Astrum Noctis, zu dem das 'Blitzbild' links gehört), gibt es auf SarahBurrini.de.

Sondermann:
Die für den Sondermann-Preis nominierten Comicstrips von Sarah Burrini:
Das Leben ist kein Ponyhof

Weitere Interviews aus der Reihe:
Das Leben als Cartoonist: Joscha Sauer (NICHTLUSTIG)

Das Leben als Comicautor: Ralph Ruthe

Mittwoch, 12. Januar 2011

myComics Newsletter

Neue Comics im Überblick:
- Marvel Graphic Novel: X-Force: Sex & Violence
- The Umbrella Academy 2
- The Walking Dead11: Jäger und Gejagte

User-Comic Tipps:
- The Rotten
- Projekt Trojan - Der Ursprung

Plus:
Neue Videos auf MyComics!

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Frühere Ausgaben des Newsletters finden sich im Newsletter-Archiv.

Sonntag, 9. Januar 2011

Gratis Comic Tag 2011

Im Mai 2010 fand der erste Gratis-Comic-Tag statt: Comic-Verlage hatten dazu dreißig Comics produziert, die in den teilnehmenden Comic-Shops in Deutschland, Österreich und der Schweiz kostenlos erhältlich waren.

nächster Termin: 14. Mai 2011
Der nächste Gratis Comic Tag findet am 14. Mai 2011 statt - am besten den Termin gleich vormerken!

Gratis Comics 2011

Beim Gratis Comic Tag 2011 werden 44 Hefte zur Auswahl stehen! 31 Cover stehen schon fest, eine Liste ist bereits online: Die Comics am Gratis-Comics-Tag

Gratis-Comic-Tag-Links:

Freitag, 7. Januar 2011

User Comics: Terraklythen, Tiefenrausch + Fleischeslust



Neue User Comics! Diesmal: die Fortsetzung von Reinkarnat, eine wortlose Wanderung in die Welt nach dem Tod, und: Fleischeslust, direkt vom Metzger.

Von Michael de Andrade, dessen Comic den 2. Platz im letzten myComics-Wettbewerb erreichte, gibt es jetzt die Fortsetzung: Das Ewige Lied der Terraklythen - Teil 1 - "Ein Reinkarnat erschuf einst das Leben auf einer jungfräulichen Welt. Seine Kinder, die Terraklythen, sorgen durch ihre Gesänge für ein globales Gleichgewicht." - Mehr zur Serie im Interview mit Michael de Andrade - "Reinkarnat".

Ein Comic ohne Worte: Rapture of the Deep / Tiefenrausch von Asfahani beschreibt die Wanderung der Seele durch die Welt nach dem Tod. "Alle Bilder hier sind Gleichnisse, die ganz ungeplant und ohne Vorzeichnung entstanden sind, direkt aufs Blatt getuscht und dieses Experiment war auch für mich selbst oft überraschend."

Fleischeslust von Andreas Wehrheims stammt aus dem Beatcomix-Album "Das habe ich so nie gezeichnet", und erzählt von "einem Fleischfacharbeiter, den sein Tagwerk auch nach Feierabend nicht los lässt."

Weitere ausgewählte Neuigkeiten:
- Santa Claus von Millus (Abt: "Weihnachten, Drama")
- Sleepless Blues von Steve Sluzalek (Abt: "Crime, blues")
- Zenon von Sorata (Abt: "SciFi, eco, Cyborg")

Alle neuen User Comics im Überblick gibt es hier: User Comics.

Dienstag, 4. Januar 2011

Warren Ellis Webcomics Week

Warren Ellis (Freakangels) hat zum Jahresanfang eine "Webcomics Week" gestartet:

"You do a webcomic? Tell me about it here. Not more than one or two images, please, or else the thread takes forever to load. Don't forget the bloody link":

Warren Ellis Webcomics Week

Es sind bereits über 70 Comics online, von schräg bis krass gut und von skurril bis groovy. Einige ausgewählte direkte Links: A Gross of Goblins, Seamonster, Faraday the Blob, Teenage Love Zombies, Code Name: Hunter, Nathan Sorry, Strawberry Death Cake ...

Die Webcomics Week läuft vom 1. bis 8. Januar.

Montag, 3. Januar 2011

Aktuelle Comic-Wettbewerbe

Momentan läuft die Einsendephase für mehrere Comic-Wettbewerbe mit einer bunten Themenmischung von "Energie" bis "Kleist"

Einige der Wettbewerbe wurden bereits hier im myComics-Blog oder auf Facebook gelinkt. Um den Überblick zu erleichtern, hier eine Liste, sortiert nach Einsendeschluss:

Klett-Schüler-Comic-Wettbewerb "La vie en BD"

Teilnehmen können Schülerinnen und Schüler aller Schularten.
Einsendeschluss: 15. Januar

Fumetto Comic-Wettbewerb zum Thema "Energie"
Einsendeschluss: 17. Januar

NextComic Wettbewerb "Bon Voyage"
Einsendeschluss: 1. Februar

Comicwettbewerb der jungen bühne: "Kleist"
für Interessierte ab 15
Einsendeschluss: 1. März

myComics-Wettbewerb Januar
Bereits online: der aktuelle myComics-Wettbewerb. Bis zum 27. Januar kann jeder registrierte User alle 24 Stunden seine Stimmen abgeben und so seinen Lieblingscomic zum Sieg verhelfen:
myComics-Wettbewerb Januar